Kein Bock mehr für politisches Engagement!

In den 80er-Jahren hatte ich den ersten Sprung ins politische Wasser gewagt. Genervt von plutokratischen Querleien der FDP, vom Gesülze volksparteilicher Wirtschaftsidioten aus dem sozialdemokratischen Lager und angewidert von den Korruptionssprüngen einer Christdemokratengruppe mit dem Anspruch „Wir allein sind die Bundesrepublik!“ schnüffelte ich im Feld der neuen Grünen. Vielleicht war das ein innerer Schub aus studentischer Zeit von vorgestern, denn die „68er-Bewegung“ in Berlin startete nur kurz nach meinem Abschluss an der Berliner TU. Solidarische Erinnerungen, obwohl mein Weg rein beruflich längst zum wirtschaftlichen Management führte? Nun ja vielleicht, denn meine innere Ritterlichkeit im Beruf hatte ich deshalb keineswegs verloren. Dieser Hype beherrscht mit heute noch, obwohl er mir dicke Steinbrocken auf den Weg legte.

Doch es blieb auch nur bei einem grünen Schnupperkurs. Ich war schneller wieder mit beiden Füßen aus der grünen Gesellschaft raus, als ich mit einem Fuß eingestiegen bin. Ich dachte, mich treten gleich zwei Pferde auf einmal, als ich die Sprüche eines Daniel Cohn-Bendit hörte und dann noch feststellen durfte, dass hier alles im grünen Bereich ist, wenn sich hier ein grüner Pädophilen-Club als eine Art Indianerkommune aktivierte. Seither misstraue ich jedem Grünen und alles, was sich „alternativ“ nennt. Das erinnert mich kopfschüttelnd an entsprechende politische Listen, die mir sofort eiskalt den Rücken schrubben: Sozialismus ohne Demokratie! Und wenn ich heute noch diesen Cohn-Bendit auf dem europäischen Ross im Auftrag grüner Substantive reiten sehe, dann fröstelt es mir arg und ich denke an arme kleine Kinder, die seiner Ansicht nach angeblich danach sehnen, stets zärtlich berührt zu werden! Brrrrrrrrrrr …
Und dieses ewig sprüchelnde grinsende Gesicht einer Claudia Roth: Es gibt keine Deutschen, es gibt nur Migranten und Nichtmigranten! Nochmals: Brrrrrrrrr …
Oder dieser Jürgen Trittin, Maoist und Kommunist, der noch, ich erinnere mich genau daran, in den 80er-Jahren mit dem kommunistischen Bündnis „Gruppe Z“ die Grünen zu unterwandern versuchte und heute verkündet: Ich würde beim Abspielen der deutschen Nationalhymne nur schweigen! Verstehe ich! Aber beim Kindermurmeln einiger seiner politischen Mitstreiter schwieg er auch, – verstehe ich nicht! Zum dritten Mal: Brrrrrrrr …
Soll ich noch einige grüne Großverdiener nennen, die längst ihren einstigen Auftritt mit Turnschuhen im deutschen Bundestag gegen das Erscheinen in schwarzen Lacktretern bei den Aufsichtsratssitzungen der multinationalen Unternehmen eingetauscht haben? Wie hieß der eine Typ da noch? Joschka? Gibt’s viele derer, – bei schwarz/rot/gold (äh, gelb!).
Nach dem schnellen Absprung vom grünen Zug wurde mein Hobby mehr und mehr das Engagement für die Jugend im Sport. Viele Arten mit Spaß, Spiel und Turnieren füllten mich neben meinem technischen Verwaltungsberuf völlig aus. Politisch verkümmerte ich zunehmend, aber da war auch fast nichts, was mich hinter dem antipolitischen Ofen hervorlocken hätte können. Selbstverständlich ging ich immer wählen, auch wenn das oft ein ungültiger Wahlgang wurde, da es für mich wirklich – insbesondere bundespolitisch – keine Alternative gab. Doch kommunal agierte ich mich allerdings parteiunabhängig nach politischer Leistung von Einzelgängern, landespolitisch ging mir fast alles, bundespolitisch – wie schon erwähnt – absolut alles am Arsch vorbei.
All das deshalb, weil ich feststellte, dass auf sämtlichen deutschen Bühnen der Politik nur Marionetten tanzen. Das ist noch heute so. Alle Macht geht vom Volke aus! Ein Satz, der in mir totalen Frust und gleichzeitig enttäuschende Heiterkeit auslöst. Der Lobbyismus lässt grüßen: Alle Macht geht von den Banken und multinationalen Unternehmen aus. Die Regierung wird von Lobbyisten getragen.
Heute bin ich Rentner und auch wenn ich mich hin und wieder noch ein wenig in freiberuflicher Tätigkeit bewege, bin ich doch hauptsächlich in ein ruhiges, stressfreies Leben abgetaucht. Aber die Sache mit der Lobby ist dennoch im Geiste verblieben, weil sie mir überall im Leben begegnet. Das maximierte Gewinnstreben schlägt überall gnadenlos zu, diese ärgerlichen Feststellungen sind vielzähliger und schlimmer geworden, sie haben sich wie Krebsgeschwüre in und über die Gesellschaft nebst Volkswirtschaft ausgebreitet, weil sie gezielt seit dem Kriegsende 1945 gepflanzt wurden. Das erinnert mich an meinen seligen Herrn Vater, den ich damals unter Kanzler Adenauers Zeiten hatte sagen hören, dass er mehr ehemalige Nazis in wichtigen behördlichen Posten bis hinauf in die Regierung kenne, als es Kneipen in Berlin-Schöneberg gäbe.
Inzwischen haben wir eine Frau als Kanzlerin. Immerhin. Kann nicht schlechter als dieser Agenda-Wüstling Schröder sein, der das Rechthaben nur für sich allein in Anspruch genommen hatte und in Sachen Europa zusammen mit Querkopf Eichel aus dem Kasseler Hessen wohl die schlimmsten Fehler konstruierte. In Sachen Europa war sein Vorgänger Kohl durchaus der bessere Mann, aber allein sein Spendenaffärengemauschel war zeitweise kaum mehr zu ertragen, so dass der ungefärbte Haarkünstler Schröder anfangs willkommen erschien. Nun stand diese Mutti Merkel an der Spitze. Nichtssagend wie früher als coole FDJ-Angela in der DDR. Bilateral geschult vom Politbüro und russischer Diplomatie. Sage wenig, aber lasse viel weg! Lass dir auf dem Weg nach oben von jedem helfen, aber räume später die Helfer zuerst aus dem Weg (russisches 1. Gebot eines Parteifunktionärs). Dann bist du bald ganz vorne! An ihrer Seite stets der Terrier Kauder. Auch während der Bundestagsdebatten zieht sie sich oft mit ihm diskret in die hinteren Stuhlreihen zum Plausch zurück. Da sitzen dann Chefin und Boss alleine, denn im Bundestag sind ohnehin zumeist nur die Sitze oben von den Zuschauern besetzt. Und das oft doppelt so viel wie unten Abgeordnete zu zählen sind. Die meisten kommen eh nur dann, wenn die Fraktionsspitze zum Rapport einer Abstimmung ruft, denn die Arbeit ist bei ihren vielen Nebentätigkeiten sowieso nicht zu schaffen. Ach ja, wir haben sogar eine Frau für den Ministerposten der Verteidigung erhalten. Auch nicht schlecht, eher besser als dieser Possenreißer Thomas de Maiziere, der es fertig gebracht hat dem Volk klarzumachen, dass er als Verteidigungsminister vom Kostendebakel des Drohnenprojekts Global Hawk nur unzureichend informiert war und keine Schuld am Verlust vieler Mio. Euro trägt, die Merkels angebliche beste Regierung mit diesem technischen Drohnenkack auf Kosten des Steuerzahlers in den Sand gesetzt hatte. Aber es gab schon viele andere vor ihm, die auch angeblich von nichts etwas wußten. Also neu ist das nicht und regt auch niemanden mehr auf.
Mitte 2010, knapp 2 Jahre nach meinem Rentenbeginn, wurde ich auf eine neue politische Gruppe aufmerksam, die Piraten. Näheres will ich hier, was mich und die Piraten in Aktion angeht, nicht schildern. Das habe ich schon vor einiger Zeit gemacht (siehe Bericht in diesem Blog: Die Piraten ante portas!). Nein den Themen der basisdemokratischen Piraten kann ich zwar durchaus nachtrauern, dem Piratenvolk selbst aber keinesfalls.
Schnell entdeckte ich, dass die größten Hindernisse in den eigenen Reihen der Piraten steckten: Der Umgang miteinander, die fehlende Gemeinsamkeit einer Strategie und eine katastrophale Partei-Organisation. So sind die modernen Kommunikationsmittel ohne sinnvolle Regeln in den interaktiven Verkehr gebracht worden und jegliche Nutzung dieser Medien im Sinne der Partei wurde nie reguliert. Ein mächtiger Fehler. Stream in totaler Perfektion für jeden ins Netz zu stellen ist politischer Selbstmord. Themen statt Köpfe, na klar! Aber auf Versammlungen begabte politische Köpfe denunzieren und nur durcheinander gewirbelte Themen ungeordneter Prioritäten aktivieren? Piraten, die sich nicht an demokratische Regeln halten, ihre Beiträge nicht an die Partei bezahlen, die faires Miteinander ignorieren und unpassende Parteimitglieder durch Ausschluss zu bestrafen versuchen, können bei den Bürgern nicht punkten. Sich gut präsentierende, redegewandte Mitglieder in die Vorstände wählen ohne zu erkennen, dass solche Individuen keine Köpfe sind und sich nur ehrenamtlich aufarbeiten lassen, das war ein böser Fehler. Mitglieder, die andere als digitales Arschloch bezeichnen, nur weil sie eine eigene Meinung außerhalb ungeschriebener Piratengesetze vertreten, werden sich letztendlich selbst hinrichten und das Fazit, dass der Platz für eine moderne Netz – und Bürgerrechtspartei vorhanden ist, aus Nichtigkeitsgründen außer Acht stellen. Eine Partei muss immer in einer Demokratie wählbar und vom Bürger zu verstehen sein, sonst ist sie bedeutungslos und kann nichts verändern. Themen ohne Köpfe sterben, wenn der potentielle Wähler eine Partei nur als Chaoten und Irrentruppe sieht. Und heute? Nicht mal ein Wunder rettet die so hervorragenden Ideen der Piratenpartei, auch wenn die schlimmen Freibeuter längst auf dem Boden liegen. Schwamm drüber! Auch das ist keine Alternative mehr für mich. Was soll ich also politisch tun? Gar nichts? Brrrrrrrrrrrr …

Und die Linke? Na ja, viele gute Absichten, aber oft wenig Glaubwürdiges dahinter. Und leider nicht wenig Ex-Stasi’ler in den eigenen Reihen, – brrrrrrrrrrr …

Aber die AfD mit vielen Plutokraten beeindruckt mich auch nicht, – brrrrrrrrrrr …

Über berni43

Baujahr 1943 ABI 1961 Diplom (Ing) 1965 Studium BWL (PBW) 1981 Prom. 2009 Leitender Dipl.Ing. ab 1971 Freiberuflicher Ing. ab 2008 Promo Holograph Laser-Systems UoC (USA) 2009 Technical Advisor SONY-Group TOKIO 2010 STRAWFISH-Group BERLIN ab 2011 Spezielle Media Holografie/3D ab 2012 Spezialist Kommunikation, Mediator, Schulungsleiter Präsentationen, Technical Advisor Group Holografie
Dieser Beitrag wurde unter piratbildlich abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten zu Kein Bock mehr für politisches Engagement!

  1. hildegardlewi schreibt:

    Ach Berni kann ich da nur sagen. Ich schreibe auch lieber Gedichte und Geschichten. Ich weiß gar nicht mehr, wie eine gedruckte Zeitung aussieht oder eine Illustrierte, wie sich Nachrichten im Rundfunk anhören oder im Fernsehen. Man kann doch nur sagen, man hat es hinter sich. Und schweigen und die restlichen Jahre genießen. LG Lewi

    • berni43 schreibt:

      Tja Lewi, ich schreibe auch am liebsten Geschichten. Biografische und fiktive. Habe nun versucht, beides zu einen und die ersten 7 Kapitel meines (ersten) Buches geschrieben (120 Seiten). Meine Verwandtschaft ärgert sich, dass es in letzter Zeit nicht mehr weiter geht, denn nach dem spannensten Teil habe ich pausiert (grins) …
      Schau mal auf http://www.stringmatrix.com wenn’s dich interessiert, schicke ich dir die Kapitel (PDF) per Mail. Sei lieb gegrüßt, Berni
      PS: Deine Geschichten hab‘ ich fast durch, – einfach toll, alles andere wäre untertrieben

Hinterlasse einen Kommentar